Leben

Wenn die Mutter alt ist 2

Wie ging es weiter? Nun, die Einrichtung, in der wir den Platz für die Kurzzeitpflege bekommen hatten, hat uns einen Dauerplatz angeboten. Den habe ich erst mal für einen Monat beansprucht, weil mir zu dem Zeitpunkt schon klar war, dass meine Mutter hier in die Nähe muss. Sie wollte zwar nicht da bleiben, „dann ruf ich mir eben ein Taxi und verschwinde hier“ – hat aber zum Glück irgendwo doch eingesehen, dass sie weder selbstständig ins Taxi steigen konnte, noch zuhause überhaupt reingekommen wäre: Stufe vor der Tür. Zu dem Zeitpunkt konnte sie sich nicht mal alleine vom Bett in den Rollstuhl setzen.

So wenig Kontakt ich zu meiner Mutter hatte, es war undenkbar, auf diese Entfernung dauerhaft ihre Angelegenheiten zu regeln. Außerdem hört man leider zu oft, dass es alten Menschen in Krankenhäusern und auch Altenheimen, die keinen / kaum Besuch bekommen, nicht allzu gut geht.

Ich habe mich also auf die Suche gemacht und alle Heime hier im Umkreis abtelefoniert / angemailt um meine Mutter auf die Warteliste setzen zu lassen. Dann habe ich mit viel Glück fast sofort einen Platz sogar in unserem Wohnort bekommen – die konnten aufstocken, weil sie neues Personal bekamen.

Der Umzug mittels Krankentransport (liegend) wurde organisiert – und da war sie.

Uff.

Übrigens zur Info: ein liegender Krankentransport mit 1 Fahrer und 1 Begleitperson für 2 Tage (Hin+Rückfahrt plus Übernachtung) auf ~ 600 km Entfernung kostet rund 2.500 €. Bezahlen muss man das selber, wenn man „einfach so“ den Heimplatz wechselt, weil es ja ein nicht notwendiger Umzug ist.

Und dann?

Als Erstes musste ich eine komplett neue Garderobe für meine Mutter besorgen. Sie hatte zuhause einen riesigen Schrank voll Klamotten – nur waren die alle nicht heimtauglich. Sie braucht Hosen ohne Knopf, die schnell und einfach an- und auszuziehen sind. Die einen weichen Gummibund haben, wenn man den ganzen Tag im Rollstuhl sitzt, muss es schon bequem sein. Und alle Pullover im Schrank waren aus/mit Kaschmir. Nicht großwäschereitauglich. Also auch alles neu.

Dann braucht man von allem auch noch richtig viele Teile, denn uU läßt das Heim bei einer Wäscherei waschen, die etwas weiter entfernt ist. Und auch Ausfälle durch kranke Mitarbeiter bzw. Personalmangel hat. Und dann dauert es mal eben 4-6 Wochen (!) bis die Sachen gewaschen wieder da sind. Und dann bekommt man halt einen Anruf, dass man bitte beim nächsten Besuch (am besten heute noch) neue Hosen mitbringen soll, weil die Mutter sonst im Schlafanzug den Tag verbringt. Alles Dinge, von denen man keine Ahnung hatte. Woher auch…

Besuchen, wie oft denn?

Anfangs hatte ich mir überlegt, 3x die Woche hinzugehen. Eine (ziemlich alte) Bekannte meinte dann, das wäre zu häufig. Sie hatte ihren Mann zuletzt auch im Heim. 2x die Woche würde reichen, denn: „du hast ja auch noch ein Leben. Eine Arbeit, einen Mann, ein Kind, ein Ehrenamt und du brauchst Zeit für dich. Also geht bloß nicht öfter als 2x die Woche, die 2x dann aber regelmäßig. Dann kann sich deine Mutter auf feste Termine verlassen und sich auch darauf freuen.“ So habe ich es gemacht, und so funktioniert es für mich ganz gut. Nur mit der Vorfreude (die ja häufig die schönste Freude ist, das sagte sie mir auch oft) funktioniert es leider nicht mehr. Denn sie hat kein Zeitgefühl mehr, danke Demenz. Wenn man sie fragen würde wann ich zuletzt da war, würde sie es nicht wissen. Ich habe jedenfalls kein schlechtes Gewissen, dass ich „zu wenig“ dort bin, denn ich habe meine Mutter seit dem Umzug hierher bis jetzt schon öfter gesehen als die letzten 8 Jahre. Natürlich mag das in anderen Familien in denen man sich besser versteht anders sein. Letztlich muss es jeder für sich selber wissen, wie oft er seine Angehörigen besuchen geht.

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