Leben

Wenn die Mutter alt ist – Organisation

So nun komme ich zum Papierkram.

Meine Mutter hat „eigentlich“ sehr gut vorgesorgt. Sie hat eine sehr umfangreiche Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht beim Notar verfasst. Ich bin bevollmächtigt, alles zu tun. Alle täglichen Angelegenheiten zu regeln, Briefe etc. in Empfang zu nehmen, ich darf Bankgeschäfte tätigen, Immobiliengeschäfte, ich habe die Entscheidung über Gesundheitsfragen (soweit ich nicht gegen ihre formulierten Wünsche verstoße) und ich habe das Aufenthaltsbestimmungsrecht.

Das alles gilt ab dem Moment, in dem meine Mutter diese Dinge nicht mehr selber regeln kann und (wichtig!) über den Tod hinaus. Ich habe trotz dieser Vollmacht sehr viel Stress und zeitraubende Telefonate/Mails/Termine gehabt.

Als Tipp für Kinder/Eltern/Paare die vorsorgen möchten:

Banken – die meinen, sie stehen über allem

Selbst diese umfangreiche Vollmacht reicht unseren Banken nicht aus. Man mag es nicht glauben, dass das zulässig ist, aber eine Bank akzeptiert nicht mal diese Vollmacht vom Notar, sondern die möchte ihr eigenes (!) Formular vom Kontoinhaber unterschrieben haben. Was es mich an Aufwand gekostet hat und immer noch tut – es ist un-glaub-lich.

Bei der Postbank hatte meine Mutter zum Glück rechtzeitig noch so ein Formular ausgefüllt, dort hatte ich dann weniger Probleme den kompletten Kontozugriff online zu bekommen und sämtliche Post für meine Mutter an meine Adresse umstellen zu lassen. Trotzdem musste ich auch da in eine Postbankfiliale für fahren. Ich habe selber ein Postbankkonto und bekomme jetzt ganz bequem das Konto meiner Mutter unter meinem Zugang mit eingeblendet. Perfekt.

Wenn man dieses Formular nicht hat, läuft es so wie bei der Deutschen Bank. Es war ein K(r)ampf, bis ich erst mal Onlinezugriff hatte. Dann konnte ich nur auf das Konto draufgucken – aber keine Überweisung machen. Dafür musste ich erst wieder persönlich in die Filiale (die natürlich nicht hier im Ort ist). Die Dame dort riet mir dringend, Telefonbanking einzurichten, weil ich dann die Sachen übers Telefon regeln könne und nicht immer in die Filiale kommen bräuchte. Hab ich gemacht. Jetzt wollte ich einstellen, dass die Kontoauszüge online/als Mail kommen. Und auch dafür habe ich keine Berechtigung. Auch übers Telefon ging das nicht. Ich muss – Tadaaa – wieder in die Filiale. Da frag ich mich schon: mit welchem Recht stellt sich die Deutsche Bank über eine rechtlich einwandfreie, notariell beurkundete Vollmacht? Mal sehen, was die Verbraucherzentrale dazu sagt.

Nachtrag: die Verbraucherzentrale sagt: wenden sie sich an einen Anwalt, wir haben keine Fachleute dafür. Inzwischen habe ich übrigens vollen Kontozugriff online. Ich habe schon mal vorsorglich angefragt, ob ich das Konto denn kündigen kann. Nein, natürlich nicht. Ich kann meiner Mutter die Geräte abschalten, aber kein Konto für sie kündigen. Das geht nur durch sie persönlich oder durch mich mit Todesschein.

Versicherungen

Ein Lob an die Barmer! Da ging das vorbildlich. 1x Vollmacht hingemailt und einen Onlinezugang eingerichtet, der Rest lief fast automatisch. Adresse umgeleitet auf mich, Rechnungen und Post etc direkt an mich. Super.

Die Signal Iduna wollte mir auch blöd kommen – sie schickten mir auf alle Mails penetrant immer nur ein eigenes Vollmachtsformular, das meine Mutter unterschreiben sollte. Hätte meine Mutter zu dem Zeitpunkt vermutlich noch gekonnt – könnte sie jetzt auch noch. Aber sie würde mir alles unterschreiben das ich ihr hinlege.
Jedenfalls bin ich mit Vollmacht und Formular zu einem Versicherungsbüro gegangen und habe darum gebeten, dass die Mitarbeiterin dort mal an die zuständige Stelle weitergibt, dass meine Mutter sicherlich nichts mehr persönlich unterschreiben wird, und dass ich keine Zeit und Lust habe, mich weiter mit denen rumzuärgern. Das hat dann auch funktioniert.

Telefonverträge

Sind auch was Feines. Wenn man keinen Onlinezugang hat, und alles übers Telefon machen muss – aber das Kundenkennwort nicht hat. Keine Chance. Die Gesprächsführung durch den PC ist bei Freenet sogar so einzigartig, dass man keine (!) Chance hat, mit einem Mitarbeiter verbunden zu werden dem man das Problem schildern kann. Man wird einfach aus der Leitung geworfen. Das hat für ordentlich gute Laune bei mir gesorgt. Also auch dafür persönlich in einen Laden latschen. Der ist – oh Wunder wenn man auf dem Dorf wohnt – auch nicht in guter Reichweite.

Papierkram generell

Ich habe das gar nicht bei ihr im Haus sortiert, sondern einfach alles komplett in Kartons gepackt um es dann in Ruhe hier zuhause zu sichten. 3 Umzugskartons voller loser Papiere plus diverse Aktenordner. Es hat ne Weile gedauert, bis ich da durch war.

Dann sind Verträge zu kündigen: Festnetz, KabelTV, Zeitungsabos, die Versicherungen prüfen und anpassen bzw. kündigen. Beim Eigenheim müssen Wasser, Strom und wenn vorhanden Gaszählerstand notiert werden. Die Wohngebäudeversicherung sowie die Hausrat müssen informiert werden, dass niemand im Gebäude wohnt.

Dinge mit Erinnerungswert

Wohnung bzw. Haus müssen ausgeräumt werden. Mein Glück ist, dass ich nicht an Dingen hänge. So habe ich für uns nur die Esszimmerstühle mitgenommen, da unsere sowieso ersetzt werden sollten. Auch das Geschirr hatte ich mit meiner Mutter mal zusammen ausgesucht, das steht jetzt auch hier. Da ich aber keinen Platz für weitere Möbel habe, wir ansonsten im Haushalt auch komplett ausgestattet sind, blieb da nicht mehr viel außer Einzelstücken. Ich brauche keine Dinge, um mich an einen Mensch zu erinnern. Zumal noch massig Fotos vorhanden sind.

Die Schwierigkeit für mich war eher, alle Erinnerungsstücke die meine Mutter eventuell doch noch haben wollte mit einzupacken. Das war bei Fotos und Briefen natürlich einfach – solche Sachen wie die Lieblingstasse oder xyz sind dann schon schwieriger auszuwählen wenn die Person sich nicht mehr so mitteilen kann. Ich habe also nach bestem Wissen und Gewissen die Stücke ausgewählt, die mit ins Heimzimmer gekommen sind. Ich hoffe, ich habe richtig gewählt, denn der Rest ist jetzt weg.

Und dann gings ans Verkaufen, denn auf 600 km Entfernung vermiete ich nicht, das ist zu aufwändig. Außerdem wird das Geld für die Heimunterbringung benötigt, die Rente reicht nicht und in NRW sind wir mit Spitzensätzen dabei.

Pflegestufe

Damit beginnt die Auseinandersetzung erst jetzt, denn im Krankenhaus wurde meine Mutter vorläufig eingestuft – die ausführliche Begutachtung findet erst jetzt statt. Mal sehen, was ich dazu noch schreiben kann. Einen Tipp habe ich aber schon (selber bekommen): wenn die betroffene Person eine Unfallversicherung hat, sollte man die prüfen. Es kann sein, dass die ab einer bestimmten Pflegestufe die Übername ausgeschlossen hat. Dann also flott kündigen.

Auch das hat sich erledigt, mit Pflegestufe 3 konnte ich die Versicherung außerordentlich kündigen.

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